Vom Waschmittel zum Online-Betrug
Die Sorgen der Konsumenten wandeln sich.
Noch vor fünfzig Jahren beschäftigte sich die älteste Konsumentenorganisation
der Deutschschweiz mit giftigen Waschmitteln.
Heute geht es um Internetbetrug und Gesundheitskosten
Sie standen am Beginn, sie standen im Fokus, und sie standen immer an der Spitze.
Die Geschichte des Konsumentenforums KF ist auch eine Geschichte der Frauen.
1961 durch Frauenorganisationen gegründet,
während dreizehn Jahren von der späteren Ständerätin
Emilie Lieberherr geprägt und auch heute fest in weiblicher Hand:
Präsidentin Franziska Troesch-Schnyder und Geschäftsführerin Muriel Uebelhart wissen genau,
wo den Schweizer Konsumenten der Schuh drückt.
Die Sorgen werden grösser
«Die grösste Sorge der Bevölkerung sind ganz klar die Gesundheitskosten»,
sagt Muriel Uebelhart. Dies würde die jährliche Erhebung des Forums zeigen.
Seit 2005 haben Krankenkassen und Konsorten fünfmal den ersten Platz belegt –
lediglich 2007 wurden sie von der Pornografie im Internet und in anderen Medien verdrängt (siehe Kasten).
Laut Muriel Uebelhart habe sich die Rangliste der Sorgen in den letzten Jahren kaum verändert,
die Intensität hingegen schon: In allen Spitzenthemen sei die Unzufriedenheit im Vergleich zum Vorjahr angestiegen.
«Die Werte der Befragung werden immer extremer.
Die Beunruhigung der Menschen scheint zu steigen.»
Dennoch sieht die Geschäftsführerin den Konsumenten in einer komfortableren Position als früher:
«Vor fünfzig Jahren mussten die Leute noch auf die Strasse.
Heute werden sie schnell und bequem zu Hause informiert.»
Dass die technische Entwicklung aber auch negative Seiten haben kann,
das hören die Mitarbeitenden des Forums tagtäglich:
Bei der Beratungsstelle gingen allein im Jahr 2009 über 700 Fragen zum Handel im Internet ein.
Oft geht es dabei um Unklarheiten bei Garantieansprüchen oder Rückgaberechten.
Entsprechend weit vorne in der jährlichen Befragung des KF liegen die Sorgen
über dubiose Geschäftspraktiken im Internet:
Noch vor den steigenden Energiekosten und der Pornografie im Internet belegen sie Platz vier.
Die besten Zeiten sind vorbei
«Von diesen Sorgen hätte man früher nicht einmal geträumt»,
weiss die heutige Präsidentin des Forums, Franziska Troesch-Schnyder.
Begonnen habe die Geschichte des KF in erster Linie mit «Hausfrauenthemen»:
Forderung eines Verbots von Phosphaten in Waschmitteln,
Kampf gegen Wegwerfflaschen sowie Zusatzstoffe in Lebensmitteln.
Mit politischen Vorstössen und dem Aufdecken von Skandalen wuchs die Bekanntheit des Forums rasant:
In den 70er-Jahren wird hormonhaltiges Kalbfleisch zum landesweiten Thema,
in den 80ern sammelt die Organisation für die zweite Preisüberwacher-Initiative über 100000 Unterschriften,
und in den 90er-Jahren feiert das KF die Liberalisierung der damaligen PTT.
«Damals galt eine Führungsposition im Konsumentenforum als Sprungbrett für die Politik»,
sagt Franziska Troesch-Schnyder und fügt mit einem Lachen an:
«Heute ist es eher umgekehrt.» Die Präsidentin war zwölf Jahre Zürcher FDP-Kantonsrätin,
präsidierte die Zürcher FDP-Frauen und war Vizepräsidentin der FDP im Kanton Zürich.
Seit 2004 ist sie beim Konsumentenforum.
Mit ihrer Erfahrung will sie dem Forum politisch wieder zu mehr Gewicht verhelfen.
Einen Schritt in diese Richtung habe man 2009 mit dem Umzug von Zürich nach Bern getan:
In der Hauptstadt könne man den Kontakt zu Wirtschaftsverbänden
und politischen Organisationen besser pflegen.
Themenschwerpunkte 2011 sieht Franziska Troesch-Schnyder bei der Gesundheitspolitik,
EU-konformen Konsumrechten und dem Markenschutz von Schweizer Produkten.
Um in diesen Punkten die Position der Konsumenten zu stärken,
fordert das Forum eine kohärente Konsumpolitik der Schweiz und gleichzeitig grösseres Engagement
für die Konsumenten von bürgerlicher Seite:
«Konsumentenschutz ist kein linkes Thema», so die Präsidentin.
«Von zufriedenen Konsumenten profitieren letztlich alle.»
(Berner-Zeitung)
Grüße
sunny78